Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Forschung 2023

Die Yale-Professorin Akiko Iwasaki erhält den Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Forschung 2023.

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Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) zeichnet mit dem 2,5 Millionen Euro dotierten Preis Akiko Iwasakis bahnbrechende Beiträge zum Thema „Krankheiten von weltweiter Bedeutung“ aus und würdigt ihre Forschungsarbeiten zur Immunantwort bei viralen Infektionen. Der Preis fördert zudem Iwasakis Pläne zur Erforschung von postakuten Infektionssyndromen (PAIS) wie Long COVID und Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Die feierliche Preisverleihung fand am 5. Juni 2023 im Frankfurter Palmengarten statt.

Langfristige Symptome solcher PAIS sind vielfältig (u.a. Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Muskelschmerzen, "Brain Fog", Brustschmerzen und andere). Die klinische Diagnose ist schwierig und zelluläre und molekulare Mechanismen sind unzureichend beschrieben. Es gibt keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten, jedoch teilen PAIS möglicherweise gemeinsame Krankheitsmechanismen.

So beschreibt Iwasaki in ihrer Arbeit, dass bei einigen Patientinnen und Patienten, die an Long COVID erkrankt sind, erhöhte Werte von Antikörpern gegen Viren wie das Epstein-Barr-Virus festgestellt werden. Dies deutet auf eine Reaktivierung latenter Herpesviren hin. Darüber hinaus konnte die Wissenschaftlerin zeigen, dass der Cortisolspiegel bei Patientinnen und Patienten mit Long COVID im Vergleich zu entsprechenden Kontrollgruppen niedriger ist und sich auch die Aktivierung von T- und B-Zellen verändert.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen plant Iwasaki, die zugrundeliegenden Mechanismen von PAIS weiter aufzuklären. Das Preisgeld will die Forscherin dafür einsetzen, mit ihrem Team die Immunprofile von Patientinnen und Patienten zu untersuchen, die an PAIS erkrankt sind. Ein Ziel ihrer Forschungsanstrengungen ist es, so genannte Biomarker zu identifizieren, d.h. körpereigener Moleküle, die eine Unterscheidung der verschiedenen PAIS-Formen ermöglichen.

65 Mio.
Menschen
leiden weltweit laut WHO an Long-COVID.
Akiko Iwasaki
,
Yale-Professorin

Für gewöhnlich wussten sowohl Medizinerinnen und Mediziner als auch die Öffentlichkeit bislang nicht, wie man mit diesen Krankheiten umgehen soll.

Image Akiko Iwasaki
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Akiko Iwasaki
,
Yale-Professorin

Wir wissen immer noch nicht genug darüber, wie postakute Infektionssyndrome zu behandeln und besser zu diagnostizieren sind, und wie ihnen vorzubeugen ist. Aber wenigstens gibt es jetzt ein größeres Bewusstsein in Bezug auf solche Erkrankungen, die in der Vergangenheit traditionell vernachlässigt worden sind. Wir wollen unbedingt den Hauptursachen dieser Krankheiten auf den Grund gehen.

Weitere Informationen über Akiko Iwasaki

Akiko Iwasaki ist Sterling-Professorin für Immunbiologie und Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie an der Universität Yale sowie Direktorin des Zentrums für Infektion und Immunität  an der Yale School of Medicine. Professor Iwasaki hat verschiedene herausragende Beiträge zum Verständnis der grundlegenden Mechanismen von Immunreaktionen auf Virusinfektionen geleistet, die zu Paradigmenwechseln geführt haben. Neben dem Bereich der antiviralen Immunität hat Iwasaki wichtige Beiträge zur Entwicklung von Impfstoffen und zur Immunonkologie geleistet. Sie wurde in die National Academy of Sciences und die National Academy of Medicine gewählt und als Principal Investigator des Howard Hughes Medical Institute ausgewählt. Iwasaki ist in Japan geboren und aufgewachsen und hat ihre akademische Ausbildung in Kanada und den Vereinigten Staaten erhalten. Seit dem Jahr 2000 lehrt sie an der Universität Yale.

In den Anfängen ihrer wissenschaftlichen Laufbahn beschrieb Iwasaki Mechanismen, die eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung der adaptiven Immunantwort auf RNA- und DNA-Viren spielen Vor über zehn Jahren entwickelte sie eine neuartige Impfstrategie, die als "Prime and Pull" bezeichnet wird und die Abwehr gegen Herpesvirus-Infektionen verstärkt. In einem ersten Schritt wird dabei der Impfstoff auf herkömmliche Weise verabreicht. In einem zweiten Schritt werden Chemokine in das Zielgewebe appliziert. Diese rekrutieren T-Zellen, die in die Schleimhaut einwandern, sich dort niederlassen und die Immunantwort lokal verstärken. Ihr Team adaptierte diese Strategie und entwickelte einen "Prime and Spike"-Ansatz, um die nasale Immunität gegen SARS-CoV-2 zu stärken. Auch im Bereich der Immunonkologie hat Iwasaki Erfolge vorzuweisen und zeigte so zum Beispiel, wie ein synthetisches RNA-Molekül (ursprünglich zur Bekämpfung von Viren entwickelt) auch Immunreaktionen gegen Tumore verstärken kann.

Informationen zum Preis und zur Jury

Zur Entscheidung der Jury: „Der Preis würdigt Akiko Iwasakis herausragenden Arbeiten zur Immunantwort auf Virusinfektionen. Darüber hinaus kann erwartet werden, dass Akiko Iwasakis Forschung zu Long Covid und anderen postakuten Infektionssyndromen in den kommenden Jahren weitere Entdeckungen und Fortschritte hervorbringen wird, die letztendlich bei der Diagnose oder Behandlung solcher Krankheiten helfen könnten.“

Jurymitglieder des Else Kröner Fresenius Preises 2023:

Soumya Swaminathan, Vorsitzende der Jury (Leitende Wissenschaftlerin bei der WHO 2019-2022), Peter Piot (Sonderberater der Präsidentin der Europäischen Kommission), Ole Petter Ottersen (Präsident, Karolinska Institutet), Valerie Mizrahi (Direktorin des Instituts für Infektionskrankheiten und Molekulare Medizin, Kapstadt), Stefan Endres (Vorsitzender der Wissenschaftskommission der EKFS) und Lars Maier (Mitglied der Wissenschaftskommission der EKFS).

 

Erfahren Sie hier im Interview mehr über Akiko Iwasaki.

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung vom 06. Juni 2023.

Impressionen von der Preisverleihung:

Dr. Dieter Schenk begrüßt die Preisträgerin und Gäste
Dr. Dieter Schenk mit Prof. Dr. Akiko Iwasaki und Prof. Dr. Ruslan Medzhitov
Keynote-Speakerin Dr. Soumya Swaminathan: Lessons from Covid for Science and Public Health
Laudatio von Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H. E. Kaufmann
Dr. Dieter Schenk und Prof. Dr. Ole Petter Ottersen bei der Preisübergabe
Nach Laudatio: Erwiderung der Preisträgerin Prof. Dr. Akiko Iwasaki
Preisträgerin Prof. Dr. Akiko Iwasaki