
Der diesjährige Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit würdigt den Preisträger Dr. Florent Mbo mit dem Projekt „Schlafkrankheit in Afrika: Fexinidazol ist jetzt da! Projekt zur Förderung eines einfachen Zugangs zum neuen oralen Medikament gegen die Schlafkrankheit“ der gemeinnützigen Forschungsorganisation DNDi (Drugs for Neglected Diseases initiative).
Die EKFS ehrt damit ein Projekt aus dem Bereich der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs), welches maßgeblich zur nachhaltigen Eliminierung der Schlafkrankheit in der Demokratischen Republik Kongo beiträgt. Hinter dem Projekt steht die gemeinnützige Forschungsorganisation DNDi, die an der Gründung einer Plattform zur Bekämpfung der Schlafkrankheit und der Entwicklung einer neuen oralen Therapie mit Fexinidazol beteiligt war.
Als NTDs definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Gruppe von 20 Erkrankungen, die meist infektiöse Ursachen haben und - anders als Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS - wenig Beachtung in der Forschung und Bekämpfung erfahren. Weltweit sind 1,4 Milliarden Menschen in 149 Ländern betroffen, jedes Jahr sterben eine halbe Million Menschen direkt oder indirekt an NTDs.
Projektvorstellung:
Die Afrikanische Schlafkrankheit (Human African Trypanosomiasis, HAT) ist eine vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD), die in Ländern südlich der Sahara auftritt.
Die Mehrheit der Erkrankten lebt in der Demokratischen Republik Kongo. Die Übertragung des Erregers findet über die TseTse-Fliege statt, dies geschieht oft in Flusswäldern oder wenn sich die Menschen am Fluss waschen oder dort Wasser holen. Die Parasiten befallen das zentrale Nervensystem und es kommt im fortgeschrittenen Stadium zu einer Vielzahl neuropsychiatrischer Manifestationen: Die Schlafkrankheit führt zu Schlafstörungen, mit akutem Schlafdrang während des Tages und Wachphasen in der Nacht, sowie anderen schweren psychischen Störungen wie Angstzuständen und Aggressivität. Unbehandelt führt die Schlafkrankheit fast immer zum Tod der Patientinnen und Patienten.
Die bisherigen Behandlungsmethoden waren für die Betroffenen mit Krankenhausaufenthalten und intravenösen Infusionen verbunden. Fexinidazol ist der erste Wirkstoff, der eine rein orale Behandlung der Schlafkrankheit zulässt – falls die Patientinnen und Patienten noch nicht das komplizierte fortgeschrittene Stadium der Krankheit erlangt haben – und kann innerhalb von zehn Tagen zuhause in Tablettenform eingenommen werden. Der Wirkstoff wurde bereits 1975 entwickelt, die Vermarktung aber wenige Jahre später eingestellt. Der Parasitologe Prof. Dr. Heinz Hänel trug maßgeblich dazu bei, dass Fexinidazol „wiederentdeckt“ und die Entwicklung des Medikamentes bei der Firma Sanofi-Aventis wiederaufgenommen wurde, die Fexinidazol heute herstellt und kostenlos in der benötigten Menge zur Verfügung stellt.
Als praktizierender Arzt und Kenner der lokalen Gesundheitsstrukturen leistet der Preisträger Dr. Mbo einen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Projektes. Er ist für die Koordination des wissenschaftlichen, klinischen und programmatischen Austausches verschiedener Akteurinnen und Akteure zuständig und ermöglicht, dass Gesundheitspersonal geschult wird und Erkrankte Zugang zu Tests und zur Behandlung erhalten.
Interview mit dem Parasitologen Prof. Dr. Heinz Hänel
Der Parasitologe Prof. Dr. Heinz Hänel trug maßgeblich dazu bei, dass Fexinidazol „wiederentdeckt“ und die Entwicklung des Medikamentes bei der Firma Sanofi-Aventis wiederaufgenommen wurde. Erfahren Sie im Interview, wie es dazu kam.