Den Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit erhält im Jahr 2018 das Projekt:
„Verbesserung der medizinischen Ausbildung und der Patientenversorgung bei nicht-übertragbaren Krankheiten: Zehn Jahre gesicherter Zugang zu Diagnose und Therapie der Hypertonie, Diabetes, Hypercholesterinämie und/oder Adipositas für Slum-Bewohner von Buenos Aires“ der Projektleiterin Dr. Carina Vetye-Maler von Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V.
Der Preis würdigt Projekte, die der Verbesserung der medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern dienen. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. In diesem Jahr steht die Prävention und Bekämpfung nicht-übertragbare Krankheiten (non-communicable diseases – NCDs) im Fokus der Preisverleihung. Zur Gruppe der nicht-übertragbaren Krankheiten zählen Erkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen. Jährlich sterben in Entwicklungsländern bis zu 30 Millionen Menschen an solchen Krankheiten. Seit 2015 gelten sie als die weltweit häufigste Todesursache.
Medizin für die Armen: Projektbeschreibung
In Argentinien sind jährlich ca. 31 Prozent der Todesfälle auf kardiovaskuläre Erkrankungen zurückzuführen. Die Prävalenz von erhöhtem Blutdruck-, Blutzucker- und Blutfettwerten sowie Adipositas und damit steigendem kardiovaskulären Risiko ist bei Menschen mit geringer Schulbildung – verglichen mit Akademikerinnen und Akademikern – etwa doppelt so hoch.
Seit 2008 kooperieren die Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. mit dem städtischen Gesundheitszentrum Nr. 16 in Villa Zagala, einem Armenviertel in Buenos Aires. Vornehmlich fehlt es im Slum an Standardmedikamenten, aber auch an Beratungsleistungen durch Fachpersonal. Slum-Bewohnerinnen und -Bewohner verfügen meistens über informelle Jobs ohne Krankenversicherung – ein Grund, weshalb es dort keine Hausärztinnen und Hausärzte gibt. Daher ist das Gesundheitszentrum die erste und wichtigste Anlaufstelle für Kranke. Die deutsch-argentinische Apothekerin und AoG-Projektleiterin, Carina Vetye, hat die AoG-Apotheke im Slum aufgebaut, die sie mit sechs ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen betreibt, um die erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner mit den überlebensnotwendigen Medikamenten zu versorgen, die die Stadt nicht bereitstellen kann.
Das Projekt gewährt langfristige – mindestens zehn Jahre – medizinisch-pharmazeutische Versorgung der Slum-Bewohnerinnen und Bewohner mit chronischen Krankheiten wie Typ 2 Diabetes, Hypertonie, Hypercholesterinämie und Adipositas, um die Anzahl der Todesfälle und die Folgeschäden aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen zu senken. Unterstützend werden diverse Präventionsprogramme angeboten. Mehrere Ärztinnen, zwei Krankenschwestern und eine Hebamme arbeiten dort für wenig Geld meist nur halbtags. Im Gesundheitszentrum wird daher von AoG auch zusätzliches, medizinisches Personal finanziert.
Allein für ihr Diabetes-Programm, das seit 2008 läuft und in dem etwa 130 Diabetikerinnen und Diabetiker, fast ausschließlich mit Typ 2, betreut werden, braucht Vetye über 300.000 Tabletten im Jahr. Die Diabetesrate unter den Bewohnerinnen und Bewohnern schätzt sie auf etwa zehn Prozent – mindestens 2.000 Menschen, für deren Versorgung dem Gesundheitszentrum jedoch weder Personal noch Mittel zur Verfügung stehen.
Mit Hilfe des Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2018 wird zusätzlich benötigtes ärztliches Personal und fehlende Medikamente bis zum Jahr 2021 mitfinanziert.
Sie wollen mehr über das Projekt erfahren? In unserer Media-Story erhalten Sie tiefere Einblicke.
Preisverleihung am 22. November 2018 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Die Preisverleihung fand am 22. November 2018 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin statt und wurde mit einer Rede von Bundesminister Dr. Gerd Müller zu den „Herausforderungen für die Entwicklungszusammenarbeit“ sowie einem Festvortrag von Katie Dain, CEO der NCD Alliance, zum Thema „Non-Communicable Diseases – A Global Health and Development Tsunami“ begleitet.