
Die EKFS vergibt in diesem Jahr neun Else Kröner Memorialstipendien und unterstützt damit besonders begabte und engagierte junge Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildungsphase. Die Stipendien ermöglichen eine zweijährige Freistellung von klinischen Verpflichtungen, um sich vollumfänglich einem innovativen medizinischen Forschungsvorhaben widmen zu können. Die Förderung umfasst insgesamt 250.000 Euro und dient in erster Linie der Finanzierung der eigenen Stelle während der Freistellung.
Dr. Mirco Julian Friedrich, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)
Projekt: mRNA-Therapie zur Stärkung der Immunabwehr bei Krebspatienten und älteren Menschen
Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab. Ein Grund dafür ist, dass der Thymus – das zentrale Organ für die Reifung der wichtigsten Immunzellen des Körpers – seine Funktion verliert. Dadurch steigt das Risiko, an Infektionen und Krebs zu erkranken. Ziel des Projekts ist es, die Leber vorübergehend in eine „Ersatzfabrik“ umzuwandeln, die mithilfe von mRNA-Botenstoffen zentrale Signale des Thymus produziert. So sollen Immunzellen im Körper gezielt gestärkt werden, ohne dass der Thymus selbst regeneriert werden muss. Diese innovative Strategie könnte dabei helfen, altersbedingte Immunschwächen zu überwinden, und ist somit für die Krebstherapie, den Impfschutz und die Bekämpfung von Infektionskrankheiten in unserer alternden Gesellschaft von Bedeutung.
Dr. Malin Fromme, Med. Klinik III (Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin), Uniklinik RWTH Aachen
Projekt: Die Rolle des Endoplasmatischen Retikulums bei Lebererkrankungen unter besonderer Berücksichtigung des Alpha1-Antitrypsin-Mangels
Störungen des endoplasmatischen Retikulums (ERs) sind ein integraler Bestandteil zahlreicher Lebererkrankungen, einschließlich des Alpha1-Antitrypsin-Mangels (AATM). Im Rahmen des Memorialstipendium werden die zuvor gesammelten AATM-Patientenproben sowie die daraus gewonnenen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) mit modernen Technologien wie Deep Visual Proteomics, Einzelzellproteomik (SCP) und Single-Nucleus-RNA-Sequenzierung (snRNAseq) untersucht. Ziel ist es, das Verständnis der Erkrankung bzw. des Erkrankungsverlaufs bei Kindern und Erwachsenen zu verbessern und prädiktive Biomarker zu finden. Die dadurch erworbene Expertise soll anschließend auf weitere Lebererkrankungen angewendet werden.
Florian Gassert, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, TUM Klinikum Rechts der Isar
Projekt: Evaluierung und Optimierung der Dunkelfeld-Radiographie für die Pneumonie-Diagnostik
Lungenentzündungen sind eine weltweit häufige und gefährliche Erkrankung. Eine frühe Erkennung der damit einhergehenden Veränderungen in der Lunge ist entscheidend, um rasch mit einer Therapie zu beginnen und eine gute Prognose zu gewährleisten. Ziel dieses Projekts ist es, das Potenzial einer neuen Röntgentechnik – der sogenannten Dunkelfeld-Radiographie – hierfür zu prüfen. Diese Technik kann feine Veränderungen im Lungengewebe sichtbar machen, die mit konventionellem Röntgen nicht erkannt werden. Zunächst wird der weltweit einzigartige Dunkelfeld-Scanner in Menschengröße an einem künstlichen Modell, das entzündliche Veränderungen simuliert, weiterentwickelt und optimiert. Anschließend wird die Methode bei Patientinnen und Patienten mit Lungenentzündung getestet und evaluiert, ob sie dem konventionellen Röntgen überlegen ist.
Felicitas E. Hengel: III. Medizinische Klinik und Poliklinik für Nephrologie, Nierentransplantation, Rheumatologie und Endokrinologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Projekt: Molecular characterization of autoantibody-mediated podocytopathies
Autoimmunerkrankungen der Niere können zu massivem Eiweißverlust über den Urin führen. Der daraus resultierende Mangel verursacht unter anderem Fettstoffwechselstörungen, Immunschwäche und Flüssigkeitseinlagerungen. Felicitas E. Hengel und ihr Team konnten bei einigen Patientinnen und Patienten Autoantikörper gegen Nephrin als Krankheitsursache identifizieren – ein Signalprotein der Blut-Urin-Schranke, dessen Bindung die Zellfunktion stört. Im Rahmen des Projekts sollen die Bindungsstellen der Antikörper sowie deren pathomechanistische und klinische Relevanz untersucht werden. Zudem soll bei Patientinnen und Patienten, bei denen keine Anti-Nephrin-Autoantikörper nachgewiesen werden konnten, die Erkrankungsursache identifiziert werden. Das Ziel ist, ein molekulares Krankheitsverständnis zu ermöglichen und den Weg für spezifische Diagnostik und Therapie zu ebnen.
Dr. Lucia Laugwitz, Kinderheilkunde III – Neuropädiatrie, Allgemeinpädiatrie, Diabetologie, Endokrinologie, Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Tübingen
Projekt: Multi-OMICS-Analysen zur prädiktiven Diagnostik und Überwachung der Gentherapie bei der Metachromatischen Leukodystrophie
Die metachromatische Leukodystrophie ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung des Nervensystems. Unbehandelt führt sie zu schwerer Behinderung und Tod im Kindesalter. Neue Therapieoptionen wie die Gentherapie zeigen vielversprechende Ergebnisse, sind jedoch nur im präsymptomatischen Stadium wirksam. In einer Vorstudie wurde bereits erfolgreich ein Neugeborenen-Screening etabliert, das präsymptomatische Diagnosen ermöglicht. Ziel dieses Projekts ist es, mittels verschiedener molekularer Analysen Biomarker zu identifizieren, die den Krankheitsbeginn im Neugeborenenalter vor dem Auftreten von Symptomen vorhersagen und Therapieeffekte überwachen. Damit soll der Weg geebnet werden für die deutschlandweite Etablierung des Neugeborenen-Screenings und eine personalisierte Anwendung innovativer Gentherapien.
Christopher Nelke, Klinik für Neurologie BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum
Projekt: Ein multidimensionaler Atlas der entzündeten Skelettmuskulatur
Idiopathische entzündliche Myopathien sind seltene, komplexe Muskelerkrankungen. Sie stellen eine erhebliche Belastung für die betroffenen Patientinnen und Patienten dar. Ziel dieses Projekts ist die Erstellung eines transkriptomischen Atlas dieser Erkrankungen. Dabei steht die Expression von Genen im Fokus. Christopher Nelke und sein Team kooperieren mit mehreren internationalen Forschungszentren, um einen aussagekräftigen Datensatz zu generieren. Hierzu werden einzelne Zellen und Zellkerne sowie räumliche Transkriptom-Daten mithilfe biostatistischer Methoden integriert, um eine hochauflösende Karte des Muskelgewebes zu erstellen. Der entstehende Atlas soll öffentlich zugänglich sein, neue Einblicke in Krankheitsmechanismen ermöglichen und die Grundlage für zukünftige Therapien bilden.
PD Dr. Robin Reschke, Dermatologie, Uniklinikum Heidelberg & Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen
Projekt: Immunbedingte Nebenwirkungen ins Visier nehmen: Entschlüsselung zellulärer Dynamiken für eine sicherere Immuntherapie
In dem Projekt werden immunvermittelte Nebenwirkungen (irAEs) bei Hautkrebspatientinnen und -patienten untersucht, die mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren behandelt werden – Medikamenten, die die körpereigene Abwehr gegen Krebszellen aktivieren. Die Nebenwirkungen können fast alle Organe betreffen und zum Abbruch der Therapie führen. Obwohl Kortison (Glukokortikoide) meist eingesetzt wird, schwächt es das Immunsystem und kann die Wirkung der ICI-Therapie beeinträchtigen. Ziel ist es, neue molekulare Angriffspunkte in Gewebeproben und Blut zu identifizieren, um personalisierte Behandlungsansätze zu entwickeln. Mithilfe moderner Methoden analysieren Robin Reschke und sein Team die beteiligten Immunzellen bei Haut-irAEs sowie in anderen Organen (z. B. Darm). Damit sollen neue Therapieziele, wie bestimmte Botenstoffe oder Zellrezeptoren, identifiziert werden, um eine bessere Behandlung von irAEs krebsübergreifend zu ermöglichen.
Abigail K. Suwala, Neuropathologie, Universitätsklinikum Heidelberg
Projekt: Die Bedeutung der IDH Mutation bei der Progression von Astrozytomen
In diesem Projekt soll untersucht werden, warum bestimmte Hirntumoren (IDH-mutierte Astrozytome) im Verlauf der Erkrankung aggressiver werden. Die Forschenden vermuten, dass die IDH-Mutation, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Tumoren spielt, im Verlauf der Erkrankung an Einfluss verliert. Um dies zu überprüfen, untersuchen Abigail K. Suwala und ihr Team Tumorzellen von Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Methoden auf Einzelzellebene. Die Ergebnisse werden dabei helfen, die unterschiedlichen Stadien dieser Tumoren besser zu verstehen und somit ihre Behandlung zu verbessern.
Britta F. Zecher, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Projekt: Einfluss von JAK1-Inhibitoren auf die NK-Zell Funktion und Reaktivierung von Herpesvirus-Infektionen bei Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) handelt es sich um immunvermittelte Erkrankungen, deren Therapie unter anderem Immunsuppressiva wie Januskinase-1-Inhibitoren (JAK1i) umfasst. Zu den relevanten Nebenwirkungen von Immunsuppressiva gehören Infektionen. Herpesviren (darunter das Varizella-Zoster-Virus – VZV) verbleiben lebenslang im Körper und können bei einer Immunschwäche reaktiviert werden. Bei Personen mit CED, die mit JAK1i behandelt werden, treten vermehrt VZV-Reaktivierungen auf. Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) sind Teil des Immunsystems und wichtig für die Kontrolle viraler Infektionen. Ziel dieses Projekts ist es, den Einfluss von JAK1i auf die antivirale Funktion von NK-Zellen und die Kontrolle verschiedener Herpesvirus-Infektionen zu untersuchen, um diese Komplikationen besser verhindern zu können.