Frankfurt geht an die Nieren

Chronisches Nierenleiden ist eine Volkskrankheit: In Deutschland sind mehr als neun Millionen Menschen betroffen – mit steigender Tendenz.
Prof. Dr. Dr. Thimoteus Speer mit einem Dialyse-Patienten

Deshalb wird die Nephrologie in der Universitätsmedizin Frankfurt jetzt massiv gestärkt: Im Zuge der Neuberufung von Prof. Thimoteus Speer wird das Fachgebiet zu einer eigenständigen Klinik am Universitätsklinikum Frankfurt aufgewertet. Gemeinsam mit der Else Kröner-Fresenius-Stiftung entsteht zudem ein Zentrum für Nephrologische Forschung.

Unsere Nieren scheiden täglich circa 1,4 Liter Urin aus. Sie filtern chemische Substanzen aus dem Körper, regeln den Flüssigkeits- und Elektrolyt- sowie den Säure- und Basenhaushalt. Wenn diese lebenswichtigen Organe länger als drei Monate eingeschränkt arbeiten oder dauerhaft geschädigt sind, spricht man von einer chronischen Nierenerkrankung. In Deutschland sind schätzungsweise zehn Prozent der Menschen betroffen. 80.000 benötigen eine Dialysebehandlung, also umgangssprachlich eine Blutwäsche. 2.000 Spendernieren werden hierzulande jährlich transplantiert, wobei der Bedarf an Spenderorganen weit höher liegt. Die Ursachen für Nierenschäden liegen häufig in anderen Volkskrankheiten begründet: als Langzeitfolge von Diabetes mellitus – hier verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung – oder Bluthochdruck, bei dem sich das Risiko sogar verdreifacht.

Neue Klinik und neues Forschungszentrum für die Nephrologie
Die Universitätsmedizin Frankfurt begegnet dieser Entwicklung, von der so viele Menschen betroffen sind, mit einer klinischen Neuaufstellung und zusätzlichem Forschungseinsatz. „Mit der Etablierung einer eigenen Klinik für den Fachbereich Nephrologie wird das Universitätsklinikum Frankfurt regional und überregional eine weit sichtbare Kapazität für chronische Nierenerkrankungen“, erklärt Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Frankfurt. „Patientinnen und Patienten werden von der engen Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum der Else Kröner-Fresenius-Stiftung in Form von verbesserten und neuen Therapien profitieren. Mit dieser Kooperation tragen wir dem Ursprungsgedanken Rechnung, der das Universitätsklinikum Frankfurt und die Stiftung eint: die Förderung von medizinischer Forschung zum Wohl und Nutzen der Allgemeinheit. Wir danken der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, dass wir diesen Weg zusammen gehen können.“ Bislang war die Nephrologie am Universitätsklinikum Frankfurt keine eigene Klinik. Sie wurde innerhalb der Medizinischen Klinik 3 (Kardiologie, Angiologie, Nephrologie) als Funktionsbereich geführt, der bis März 2021 von Prof. Helmut Geiger geleitet wurde. Prof. Geiger hat sich in den Ruhestand verabschiedet.

Drittes Zentrum der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS)
Mit dem Else Kröner Fresenius Zentrum (EKFZ) für Nephrologische Forschung entsteht die dritte Einrichtung dieser Art in Deutschland. Im Jahr 2005 gründete die Stiftung mit der TU München ein Zentrum für Ernährungsmedizin. 2019 folgte mit der TU Dresden ein Zentrum für Digitale Gesundheit. Prof. Michael Madeja, Vorstandsvorsitzender der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, erläutert die Gründe für die Entwicklung eines nephrologischen Zentrums an diesem Standort: „Nierenerkrankungen waren ein zentrales Thema im Lebenswerk unserer Stifterin Else Kröner – bislang jedoch kein besonderer Schwerpunkt der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Als die Goethe-Universität Frankfurt Überlegungen anstellte, die Abteilung für Nephrologie in Forschung und Patientenversorgung zu verselbstständigen und so einen neuen Schwerpunkt der Nierenforschung zu bilden, sah die Stiftung die Chance, einen substanziellen Fortschritt bei der Erforschung der Nierenkrankheiten initiieren zu können und dabei zudem das wohl wichtigste medizinische Anliegen von Else Kröner an ihrem Hauptwirkungsort umzusetzen.“

Neubesetzung mit einem ausgewiesenen Nephrologie-Experten
Mit der Neuberufung von Prof. Thimoteus Speer auf den Lehrstuhl der Nephrologie verbindet sich die Zielsetzung, Forschung und Patientenversorgung auf dem Gebiet der Nierenerkrankungen neue Impulse zu geben. Prof. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität, ist selbst Arzt für Innere Medizin und begrüßt die Verstärkung des Fachbereichs: „Prof. Dr. Dr. Speer ist ein herausragender Wissenschaftler, der für seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Nephrologie mehrfach ausgezeichnet wurde, darunter mit dem Franz Volhard-Preis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. Seine Leistungen als junger Wissenschaftler wurden mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG und des BMBF und zuletzt mit dem europäischen Stanley Shaldon Award geehrt. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Speer den Fachbereich Medizin der Goethe-Universität zukünftig mit seiner Expertise unterstützt. Seine bisherige Professur für Translationale Kardio-Renale Medizin weist ihn zudem als Wissenschaftler aus, der relevante Erkenntnisse aus der Forschung in klinisch anwendbares Wissen umwandelt. Sein Wissen kommt also am Krankenbett an.“ 

Prof. Speer tritt seine neue Tätigkeit an der Goethe-Universität und am Universitätsklinikum Frankfurt zum 01. Oktober 2022 an. „Die Möglichkeit, in Frankfurt ein Kompetenzzentrum für Nephrologie und eine fachspezifische Klinik mitzugestalten, ist eine ebenso große Freude wie Herausforderung“, sagt Prof. Speer. „Die Unterstützung durch das Else Kröner Fresenius Zentrum versetzt den Standort Frankfurt in die Lage, die Forschung auszuweiten und klinische Infrastruktur im Bereich der Nierenerkrankungen aufzubauen. Dabei ist es für mich wichtig, Patienten-orientierte Forschung auf höchstem Niveau zu etablieren. Das bedeutet, im Labor die genauen Mechanismen, wie Nierenkrankheiten entstehen und voranschreiten, zu identifizieren und direkt in klinischen Studien die Relevanz dieser Befunde zu überprüfen. Hierzu bietet der Fachbereich Medizin in Frankfurt und die großzügige Förderung durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung exzellente Voraussetzungen.“

Prof. Speer ist Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie. Er arbeitete zuletzt als Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Universitätsklinikum des Saarlandes und leitete dort das gesamte Transplantationszentrum. Er hatte eine Universitätsprofessur für Translationale Kardio-Renale Medizin an der Universität des Saarlandes inne. Unter Kardio-renal versteht man, dass gleichzeitig Herz und Nieren gemeint bzw. betroffen sind. 

Für weitere Informationen:
Bianka Jerke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Telefon: +49 6172 – 8975 24
E-Mail: b.jerke@ekfs.de 
Internet: www.ekfs.de 

Christoph Lunkenheimer
Pressesprecher
Stabsstelle Kommunikation
Universitätsklinikum Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 86 44 2
E-Mail: christoph.lunkenheimer@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt humanitäre Projekte. Bis heute hat sie rund 2.300 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ekfs.de

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
Das Universitätsklinikum Frankfurt, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden hochschulmedizinischen Einrichtungen Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 32 Kliniken und klinischen Instituten. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Universitätsklinikum und Fachbereich Medizin betreiben mehr als 20 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die diagnostische und therapeutische Praxis. Rund 1.300 stationäre und tagesklinische Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Kliniken und Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden circa 46.000 stationäre und mehr als 480.000 ambulante Patientinnen und Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie und Neurochirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Das Leberzentrum ist die einzige Einrichtung für Lebertransplantation in Hessen. Ein Alleinstellungsmerkmal gemäß Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz besteht für die Region Frankfurt-Offenbach neben der Herzchirurgie auch für die Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie, die Dermatologie und die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mehr als 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Herausgeber: Der Vorstand des Universitätsklinikum Frankfurt. Redaktion: Christoph Lunkenheimer, Pressesprecher, Stabsstelle Kommunikation, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69 6 3 01 – 86 44 2, E-Mail: christoph.lunkenheimer@kgu.de