100.000 Euro für die Notfall- und Intensivmedizin in Tansania

Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2019 verliehen
Dr. Martin Rohacek zusammen mit seiner Frau PD Dr. Maja Rohacek-Weisser, Dr. Fr. Winfrid Joseph Gingo (Direktor St. Francis Referral Hospital), Dr. Faraja Wilson Kitila (Leiter der Notfallstation) und Dr. Victor G. Myovela (Assistant Radiologist)

Bad Homburg v.d.H., 21. Oktober 2019 – Den Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2019 erhält in diesem Jahr Dr. Martin Rohacek vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) für sein Projekt „Aufbau und Organisation einer Notfallstation im St. Francis Referral Hospital in Ifakara (Tansania)“.

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) verlieh den mit 100.000 Euro dotierten Preis dem Schweizer Internisten und Notfallmediziner für sein humanitäres Engagement und seine langjährige Arbeit in Tansania. Seit September 2015 setzt Rohacek dort das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem St. Francis Krankenhaus, weiteren lokalen Partnern und dem Universitätsspital Basel um. 

Die Preisverleihung fand am 17. Oktober 2019 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin statt. Den Preis übergab Dr. Dieter Schenk, Vorsitzender des Stiftungsrates der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Norbert Barthle. Die Festrede hielt Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. In dieser gab er einen Einblick in die Diskrepanz der Intensiv- und Notfallmedizin – einer Überversorgung in Deutschland und einer „in vielen Teilen der Welt herrschenden unfassbaren medizinischen Unterversorgung von Menschen.“

Preisträgerprojekt: Notfallstation in Ifakara
Rohacek hat im ländlichen Ifakara eine Notfallstation aufgebaut – mit einem Triage-System sowie der Diagnose und Behandlung von mittlerweile jährlich 36.000 Erwachsenen und Kindern. Wie Prof. Dr. Paris, Leiter Departement Medizin am Swiss TPH, in seiner bewegenden Laudatio betonte, gab es vor dem Start des Projektes keinerlei Notfallversorgung in dieser Region. Mittlerweile dient das Krankenhaus als Zuweisungszentrum für eine ländliche Bevölkerung von rund einer Million Menschen. Die Notfallstation operiert im Dreischicht-Betrieb 24 Stunden pro Tag und wird von lokalen Ärzten geleitet.

„Obwohl Notfallmedizin in Entwicklungsländern zunehmend als zentraler Baustein des Gesundheitssystems wahrgenommen wird, betreiben nur sehr wenige Krankenhäuser im südlich der Sahara gelegenen Afrika eine Notfallstation mit einer Triagierung von Patienten. Das Preisträger-Projekt hat somit Leuchtturm-Charakter und füllt eine relevante Lücke im notfallmedizinischen Angebot“, erklärt Dr. Judith von Heusinger, zuständig für die medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit der EKFS.

Dr. Martin Rohacek bedankt sich bei seinem Team: Dr. Fr. Winfrid Joseph Gingo (Direktor St. Francis Referral Hospital), Dr. Faraja Wilson Kitila (Leiter der Notfallstation) und Dr. Victor G. Myovela (Assistant Radiologist)
Dr. Dieter Schenk, Vorsitzender des EKFS-Stiftungsrates, übergibt im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Norbert Barthle die Urkunde an Dr. Martin Rohacek.
In seiner bewegenden Laudatio beschrieb Prof. Dr. Paris, Leiter Departement Medizin Swiss TPH, seinen Freund und Kollegen Dr. Martin Rohacek als eine Person, die „ein Problem erkennt und anpackt, dabei Freude hat und diese an seine Kollegen weitergibt.“
In seinem Festvortrag referierte Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, über das Thema „Überversorgung hier – fehlende Ressourcen dort".
Der Preisträger mit seiner Frau PD Dr. Maja Rohacek-Weisser und seinem Ärzteteam (Mitte).

Rohacek bildet im St. Francis Referral Hospital Medizinpersonal in Notfallmedizin, Ultraschall und Echokardiographie aus und führt klinische Forschungsprojekte durch. „Etwa 100.000 Patienten aus drei Distrikten im Umkreis von 150 Kilometern haben bisher vom Projekt profitiert“, betont Rohacek. „Die Patienten sind oft sehr krank. Am häufigsten behandeln wir Infektions-, aber auch Herz- oder gynäkologische Krankheiten. Zehn Prozent der Patienten kommen wegen eines Unfalls zu uns“, erklärt der Mediziner weiter. „Die zumeist schwerkranken Menschen benötigen rasch Hilfe. Je länger man mit der Diagnose und der dementsprechenden Therapie wartet, desto schlechter ist die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten.“

Im Rahmen des Projekts hat Rohacek zwei wichtige diagnostische Methoden eingeführt. Die Echokardiographie kann Klarheit über Herzprobleme bringen. Mit Hilfe von Ultraschall können lebensbedrohliche Zustände wie innere Blutungen schnell erkannt und behandelt werden. „Das Personal geht souverän mit den Geräten um. Ein Ergebnis des intensiven Trainings, das ein weiteres Kernstück des Projektes ist“, verdeutlicht Rohacek.

Zehn Kliniker und 13 Pflegefachkräfte des St. Francis Hospitals haben eine Ausbildung in Notfallmedizin, Ultraschall oder Echokardiographie erhalten. 40 junge Ärzte konnten nach ihrem Studienabschluss mehrmonatige Erfahrungen in der Notfallstation sammeln. Die Notfallstation in Ifakara hat inzwischen Vorbildcharakter. Das tansanische Gesundheitsministerium plant einen landesweiten Ausbau nach diesem Standard. 

Stärkung lokaler Strukturen, Verbesserung der Patientenversorgung und Ausbildung von Fachkräften
Mit dem Preisgeld soll insbesondere das Training des medizinischen Personals in Ifakara langfristig fortgeführt und intensiviert sowie weitere lokale Instruktoren für Notfallmedizin und Ultraschall ausgebildet werden. „Das Projekt trägt zur Stärkung lokaler Strukturen und einer verbesserten Patientenversorgung bei. Durch den Fokus auf die Ausbildung von Fachkräften in der Notfallstation, sollen nachhaltig Erfolge erzielt werden“, betont Dr. von Heusinger.



Notizen für die Redaktionen – Eckdaten zur Preisverleihung

Preis: Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2019

Preisträger: Dr. Martin Rohacek, Projektleiter der Notfallstation am St. Francis Referral Hospital, Ifakara in Tansania und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH)

Projekt: „Aufbau und Organisation einer Notfallstation im St. Francis Referral Hospital in Ifakara (Tansania)“

Preisverleihung: 17. Oktober 2019 um 19:00 Uhr im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin mit Reden von: 

  • Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, mit dem Thema „Entwicklungszusammenarbeit im 21. Jahrhundert“ sowie
  • Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, mit dem Thema „Überversorgung hier – fehlende Ressourcen dort“


Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit
Die EKFS vergibt jährlich den Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit, der besonderes Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit würdigt. Gewürdigt werden Projekte weltweit, die auf herausragende Art und Weise der Verbesserung der Gesundheitsversorgung dienen. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert – Geld, das unmittelbar für die Projekte verwendet wird. Der Preis wird jedes Jahr zu einem anderen Themenschwerpunkt ausgeschrieben, die Preisausschreibung erfolgt im Frühjahr. 
 

Über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Bis heute hat sie rund 1.780 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 50 Millionen Euro ist sie eine der größten Medizin fördernden Stiftungen Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ekfs.de

Pressekontakt
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Bianka Jerke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: + 49 6172 8975-24
E-Mail: b.jerke@ekfs.de


Swiss TPH – Kompetenz für Gesundheit weltweit
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist ein weltweit renommiertes Institut auf dem Gebiet der globalen Gesundheit mit besonderem Fokus auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Assoziiert mit der Universität Basel, verbindet das Swiss TPH Forschung, Dienstleistungen und Lehre und Ausbildung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Etwa 850 Personen aus 80 Ländern arbeiten am Swiss TPH in Bereichen wie Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten, Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit, sowie Gesundheitssysteme und -programme. www.swisstph.ch

Pressekontakt
Swiss TPH
Sabina Beatrice-Matter
Leiterin Kommunikation
Tel: +41 61 284 8364 
E-Mail: sabina.beatrice@swisstph.ch

Ifakara Health Institute
IHI Communications
Plot 463, Kiko Avenue, Mikocheni, Dar es Salaam, Tanzania
Tel.: +255 222 774 756
E-Mail: communications@ihi.or.tz | info@ihi.or.tz