Bekanntgabe der Publikationspreisträger 2020

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung vergibt für herausragende Publikationen, die aus der Förderung der Stiftung hervorgegangen und im Jahr 2019 erschienen sind, erstmalig drei Publikationspreise für jüngere Wissenschaftler.
Publikationspreis

Die besondere Auszeichnung erhalten die drei Nachwuchswissenschaftler Dr. Ferdinand Knieling,
Dr. Florian Kahles sowie Dr. Sven Borchmann. Die Preise sind mit jeweils 10.000 € für die private Verwendung des Preisträgers dotiert.

Prof. Dr. Michael Madeja
,
wissenschaftlicher Vorstand der EKFS

"Mit der Vergabe der Publikationspreise wollen wir auch demonstrieren, wie exzellent die Nachwuchsforschung in Deutschland ist."

Alle von der EKFS geförderten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der medizinisch-wissenschaftlichen Förderlinien Erst- und Zweitantragstellung, Else Kröner-Memorial-Stipendien und Else Kröner-Forschungskollegs konnten sich für den Preis bewerben. Voraussetzung war, dass die Publikation aus einer Förderung der Stiftung hervorgegangen und im Jahr 2019 erschienen ist.

Die herausragende wissenschaftliche Arbeit in Zusammenhang mit dem bisherigen Karriereweg waren neben dem Journal-Impact-Faktor ausschlaggebend für die Bewertung durch die Wissenschaftskommission. Im Rahmen der neu in die Stiftungsarbeit implementierten Alumni-Arbeit schreibt die EKFS die Publikationspreise jährlich aus.

Drei Nachwuchswissenschaftler werden mit dem Publikationspreis 2020 geehrt:

Dr. Ferdinand Knieling, Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), für sein Paper in Nature Medicine 2019; 25, 1905-1915
Im Herbst 2018 erhielt er für sein Projekt „Light in – Sound out. Neue nicht-invasive Biomarker in der Pädiatrie“ ein Else Kröner-Memorial-Stipendium.

Dr. F. Knieling
Beschreiben Sie kurz Ihre Publikation, die aus der Förderung der Stiftung hervorgegangen ist.

In meinem Forschungsprojekt befasse ich mich mit erblichen, teils schwer verlaufenden Muskelerkrankungen, die möglicherweise in Zukunft mit neuen gentechnischen Therapien behandelt werden können. Anhand einer der häufigsten erblichen Muskelerkrankungen konnten wir zeigen, dass sich mit einer nicht-invasiven Methode der Krankheitsverlauf sehr einfach verfolgen lässt. Bei der Multispektralen Optoakustischen Tomographie (MSOT) wird ein Schallkopf auf die Haut aufgesetzt und statt Schall, dem Gewebe mittels Lichtblitzen Energie zugeführt. Dies führt zu einem ständigen Wechsel minimaler Ausdehnungen und Kontraktionen einzelner Gewebebestandteile, deren akustische Signale dadurch dargestellt werden können. In der Arbeit konnte unsere Gruppe der Kinder- und Jugendklinik zeigen, dass sich der krankhafte Muskelumbau sowohl im Modell als auch bei Patientinnen und Patienten mit Muskeldystrophie Duchenne innerhalb von wenigen Sekunden abbilden lässt. Dies könnte in Zukunft ermöglichen, Muskelveränderungen und die Wirksamkeit von Therapie innerhalb weniger Sekunden zu erkennen.

Sie haben sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden. Berichten Sie doch kurz über die wichtigsten Stationen Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn.

Mein Studium begann ich im Jahr 2010 an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen. Begeistert von der Sonographie unterbrach ich mein Medizinstudium für einen Auslandsaufenthalt an der Stanford University von 2012 bis 2013. Nach dem Abschluss des Studiums im Jahr 2014 begann ich mit der Facharztausbildung an der Kinder- und Jugendklink Erlangen. Von 2016 bis 2017 war ich Teilnehmer der Forschungsrotation des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF). 2018 erfolgte die Habilitationseröffnung und ich wurde Leiter einer Nachwuchsgruppe. Die Aufnahme ins Clinician Scientist Programm und der parallele Promotionsbeginn im Fach Humanbiologie erfolgten 2019.  

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Fachgebietes?

Die Pädiatrie ermöglicht heute schon eine fächerübergreifende und interdisziplinäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen, allerdings fehlt häufig ihre Berücksichtigung bei medizinischer Innovation und Forschung. Eine zukunftsfähige Pädiatrie benötigt deshalb eine breite öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz sowie eine gesellschaftliche Wertschöpfung über den Wirtschaftlichkeitsgedanken hinaus.

 

Dr. Florian Kahles, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I) der Uniklinik RWTH Aachen, für sein Paper im European Heart Journal 2019, 0, 1-8
Dr. Florian Kahles leitete von 2017 bis 2019 als Erstantragsteller das Projekt „Die Rolle der Inkretinhormone GLP-1, GLP-2 und GIP in der septischen Kardiomyopathie“.

Dr. F. Kahles
Beschreiben Sie kurz Ihre Publikation, die aus der Förderung der Stiftung hervorgegangen ist.

Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) ist ein Darmhormon, das nach Nahrungsaufnahme in das Blut ausgeschüttet wird und zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels führt. Medikamente, welche das GLP-1-System verstärken (GLP-1-Rezeptoragonisten) werden daher im klinischen Alltag erfolgreich zur Behandlung des Diabetes mellitus eingesetzt. In großen Studien konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten neben der Blutzuckersenkung auch eine verbesserte Prognose (reduzierte Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen) erreicht werden konnte.

Wir sind am Uniklinikum Aachen (Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Michael Lehrke; Direktor der Medizinischen Klinik I: Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Marx) der Frage nachgegangen, wie sich GLP-1-Blutwerte bei Patientinnen und Patienten mit Blutvergiftungen und Herz-Kreislauferkrankungen verhalten und konnten zeigen, dass Betroffene mit akutem Herzinfarkt erhöhte GLP-1-Werte im Blut aufweisen. Spannenderweise konnte die Höhe der GLP-1-Spiegel im Blut sehr gut die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patientinnen und Patienten vorhersagen. Es werden zukünftige Studien benötigt, um die Frage zu klären, ob GLP-1 ein möglicher neuer Risikomarker für Herz-Kreislauferkrankungen sein könnte.

Sie haben sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden. Berichten Sie doch kurz über die wichtigsten Stationen Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn.

Ich begann während meines Medizinstudiums nach dem ersten Staatsexamen 2011 meine wissenschaftliche Tätigkeit als Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Michael Lehrke und Prof. Nikolaus Marx, Medizinische Klinik I (Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin) am Uniklinikum Aachen (UKA). Hierzu unterbrach ich das Studium für 12 Monate, um einer Vollzeitlabortätigkeit nachzugehen. 2015 promovierte ich und begann meine klinische Tätigkeit in der Kardiologie des UKA. Von 2017 bis 2020 arbeitete ich als Postdoc an der Harvard University in Boston, USA. Seit April 2020 leite ich eine eigene Arbeitsgruppe in der Klinik für Kardiologie am Uniklinikum Aachen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Fachgebietes?

Es wird gerade für junge Ärztinnen und Ärzte zunehmend schwieriger, neben der klinischen Stationsarbeit ausreichend Zeit für Forschung zu finden und diese Kombination zusätzlich noch mit einer Familie vereinbaren zu können, ohne dabei eine dieser Säulen zu vernachlässigen. Die Konsequenz ist, dass junge Kolleginnen und Kollegen häufig die Forschung aufgeben müssen. Ich wünsche mir, dass in Zukunft Wege und Programme geschaffen werden, die diese Kombination besser möglich machen.


 

 

 

Dr. Sven Borchmann, Klinik I für Innere Medizin, Universitätsklinikum Köln, für sein Paper im Journal of Clinical Oncology 2019, 37, 3528-3537
Dr. Sven Borchmann wurde 2018 in das von Prof. Hans Christian Reinhardt geleitete Forschungskolleg „Clonal evolution in cancer“ an der Universität Köln aufgenommen. Aus dieser Förderung ist u. a. die o. g. Publikation hervorgegangen.

Dr. med. Sven Borchmann
Beschreiben Sie kurz Ihre Publikation, die aus der Förderung der Stiftung hervorgegangen ist.

Vitamin-D-Mangel wurde bereits als veränderbarer Risikofaktor für das Auftreten aber auch für den Behandlungserfolg bei vielen häufigen Krebsarten beschrieben. Ob dieser Risikofaktor aber auch beim Hodgkin-Lymphom eine Rolle spielt, wurde noch nicht beantwortet.
Wir haben zunächst eine Studie durchgeführt, in der die Vitamin-D-Spiegel vor der Behandlung bei Erkrankten mit Hodgkin-Lymphom gemessen und mit den Behandlungsergebnissen in Zusammenhang gebracht wurden. 50 Prozent der Betroffenen hatten vor der geplanten Chemotherapie einen Vitamin-D-Mangel. Patientinnen und Patienten mit Vitamin D-Mangel hatten eine kürzere krankheitsfreie Zeit nach Therapie und auch eine niedrigere Gesamtüberlebensrate. Wir haben somit gezeigt, dass der Vitamin D-Status ein unabhängiger Prädiktor für das Behandlungsergebnis ist. Anschließend zeigten wir in verschiedenen Krankheitsmodellen im Labor, dass Vitamin D die wachstumshemmende Wirkung von Chemotherapie beim Hodgkin-Lymphom deutlich verstärkt und entdeckten so einen möglichen Mechanismus, der unsere Ergebnisse erklärt.

Sie haben sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden. Berichten Sie doch kurz über die wichtigsten Stationen Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn.

Ich habe initial nach dem Abitur zunächst Volkswirtschaft und nicht Medizin studiert, sodass mein Weg zur Medizin sozusagen erst meine zweite Berufswahl war. Während des Medizinstudiums ist mir früh aufgefallen, was mich auch schon im Wirtschaftsstudium gestört hat: Wir haben für viele Sichtweisen und daraus gezogene teils gravierende Schlussfolgerungen gar keine gute wissenschaftliche Grundlage. Während meiner Doktorarbeit im Labor von Prof. Elke Pogge von Strandmann lernte ich die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens im biomedizinischen Labor. Nach meinem Berufseinstieg arbeitete ich dann innerhalb der Deutschen Hodgkin Studiengruppe unter Leitung von Prof. Andreas Engert an klinischen Studienprojekten und sammelte so Erfahrung in klinischer Forschung. Aktuell arbeite ich daran, eine eigene Arbeitsgruppe zu etablieren. Mit dieser möchte ich mithelfen, Lösungen für relevante medizinische Probleme in der Onkologie zu entwickeln. Ich glaube das ist eine Rolle, in der man als forschender Arzt einen hohen Nutzen für die Allgemeinheit generieren kann, denn man ist prädestiniert, praxisnahe Relevanz und stringente wissenschaftliche Methodik miteinander zu verknüpfen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Fachgebietes?

Ich wünsche mir, dass das Berufsbild der forschenden Ärztinnen und Ärzte mehr Anerkennung findet und damit vermehrt langfristige Karriereperspektiven für eine kombinierte klinische und forschende Tätigkeit an deutschen Hochschulen geschaffen werden. Konkrete kurzfristig umsetzbare Maßnahmen sind hier aus meiner Sicht die unbürokratische Anerkennung von praxisnahen Forschungszeiten für die Facharztweiterbildung, eine umfassende, unbürokratische Kinderbetreuung um bei der Dreifachherausforderung von Klinik, Forschung und Familie in den entscheidenden Karrierejahren zu helfen, die Schaffung von deutlich mehr, möglicherweise auch befristeten, Professuren die langfristig eine Sicherung von Forschungs- und Lehrzeit garantieren und die unbürokratische Unterstützung von Ausgründungen und Verwertung von Forschungsergebnissen um die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis zu stärken.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Pressemitteilung.