Mutter-Kind-Gesundheit
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Sierra Leone
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Sicherstellung der Mutter-Kind-Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten

Organisation: Deutsches Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ e.V.
Partnerland: Sierra Leone
Partnerorganisation vor Ort: Caritas Bo
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Situation vor Ort:

Sierra Leone hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten der Welt. Das Gesundheitssystem ist durch einen Mangel an qualifiziertem Gesundheitspersonal stark beeinträchtigt. Die Ebola Epidemie von 2014 bis 2016 sowie die ländliche Abwanderung von Gesundheitspersonal hat die Situation der Mutter-Kind Gesundheitsversorgung verschärft. Lediglich 65 Hebammen stehen im Projektgebiet (900.000 Einwohner) zur Verfügung.
 

Ziele:

Ziel dieses Projektes ist es, die Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern in den ländlichen Gebieten nachhaltig zu stärken, indem 150 Hebammen ausgebildet sowie deren Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert werden. Neben der kompetenzbasierten Hebammenausbildung wird ein besonderer Fokus auf die Stärkung des Überwachungs- und Meldesystems für Müttersterbefälle (Maternal Death Surveillance and Response, MDSR) gelegt.

Indikatoren:
  1. 145 weitere staatlich zertifizierte Hebammen arbeiten Ende 2023 in staatlichen, ländlichen Gesundheitseinrichtungen.
     
  2. Fünf klinische Ausbilderinnen und Ausbilder sowie die Direktorin der Hebammenschule haben weitere Kompetenzen in der Hebammenausbildung erworben und nutzen für die Lehre und die praktischen Ausbildungsanteile ein kompetenzbasiertes Kurrikulum, das auf internationalen Standards basiert.
     
  3. In den Projektdistrikten wird ein effektives MDSR-System (ICD-MM, SMART Empfehlungen, Einbindung von Gemeinden) angewandt.
Maßnahmen:

Erhöhung der Anzahl der Hebammen in ländlichen Gebieten in Sierra Leone um 150 staatlich zertifizierte Hebammen bis Dezember 2023

  • Rekrutierung und Auswahl von Hebammenschülerinnen und -schülern und aus ländlichen Gebieten
  • Unterstützung von 100 Schülerinnen und Schülern mit Stipendien zur Finanzierung der Schulgebühren und einem Beitrag zu den Lebenshaltungskosten
  • Vorbereitung von 150 Schülerinnen und Schülern auf die staatlichen Abschlussprüfungen
  • Förderung des Einsatzes der Absolventinnen und Absolventen in ländlichen Gebieten nach dem Abschluss durch das Ministerium für Gesundheit und Hygiene

Förderung von kompetenzbasiertem Lernen und Fähigkeiten der Interessenvertretung in der Hebammenausbildung

  • Organisation eines Trainings zum Kapazitätsausbau für fünf Ausbilderinnen und Ausbildern sowie die Direktorin der Hebammenschule
  • Durchführung von praktischen Übungen zur Behandlung und Überweisung von Komplikationen
  • Durchführung von vierteljährlichen Monitoringbesuchen und Mentoring für Praxisan-leiterinnen und Praxisanleitern sowie Schülerinnen und Schülern während der Praxiseinsätze
  • Durchführung von zwei Trainings zu partizipativer Advocacy für 100 Hebammenschü-lerinnen und -schüler und 60 Hebammen

Stärkung des MDSR-Systems in den Distrikten Bo und Moyamba

  • Durchführung einer Baselinestudie zur Müttersterblichkeit
  • Durchführung von 3 Schulungen für 16 Mitglieder des MDSR-Komitees zu Best Practices und Standardarbeitsanweisungen für MDSR
  • Unterstützung des District Health Management Teams bei der Durchführung von vier-teljährlichen MDSR-Überprüfungen mit Follow-up zu umsetzbaren Empfehlungen
  • Durchführung von vierteljährlichen Gemeindetreffen zu den Ergebnissen und Empfeh-lungen der MDSR sowie Sensibilisierung für Mutter-Kind Gesundheitsversorgung in Gesundheitseinrichtungen
  • Einbindung von MDSR Erkenntnissen in die Lehre der Hebammenschule Bo
Nachhaltigkeit:

Das Projekt trägt zur Stärkung des Gesundheitssystems von Müttern, Neugeborenen und Kindern in Sierra Leone bei. Die kompetenzbasierte Ausbildung von Hebammen für den ländlichen Raum zielt auf den unmittelbaren Mangel an qualifizierten Gesundheitspersonal ab und verbessert die Mutter-Kind Gesundheitsversorgung längerfristig. Um der ländlichen Abwanderung des Gesundheitspersonals entgegenzuwirken, werden die Hebammen in ihren Advocacy Fähigkeiten gestärkt, welche es ihnen ermöglicht, sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in den ländlichen Gebieten einzusetzen. Durch die Maßnahmen zur Stärkung des MDSR-Systems wird die Dokumentation der Müttersterblichkeit verbessert. So können qualitativ hochwertige und evidenzbasierte Empfehlungen formuliert werden und mit dem Gesundheitspersonal, Hebammenschülerinnen und -schüler, Gemeinden und relevanten staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen geteilt werden. Die Erkenntnisse aus dem MDSR-System dienen Vertreterinnen und Vertreter des Gesundheitsministeriums auf lokaler und nationaler Ebene für ihre weitere Strategieentwicklung und Entscheidungsfindung.

Besonderheiten:

Verknüpfung von Praxis und Theorie:

action medeor e.V. hat gemeinsam mit der Caritas Bo in 2017 die Hebammenschule Bo gegründet. Das Lehrpersonal ist aktiv in die Projektimplementierung eingebunden und setzt seine Expertise im Bereich Mutter-Kind Gesundheitsversorgung ein. Durch die Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der MDSR Komitees findet ein enger Austausch zwischen Praxis und Theorie statt. Die Erkenntnisse aus MDSR werden auch in der Lehre genutzt.

Interessenvertretung:

Durch Trainings im Bereich der partizipativen Interessenvertretung wird Gesundheitspersonal aus dem Mutter-Kind Sektor dazu befähigt, seine Rechte einzufordern mit dem Ziel Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. So kann ländlicher Abwanderung entgegengewirkt werden.

Weitere Informationen finden Sie hier.