Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Tansania und Äthiopien: Zwei neue Else Kröner Center gegründet

Bad Homburg v.d.H., 21. Januar 2020 – Die EKFS fördert ab sofort mit je 2,5 Mio. Euro zwei langfristig angelegte Projekte in Tansania und Äthiopien.
Teilnehmer des Pressegesprächs vom 21. Januar 2020 in Würzburg

Das neugegründete „Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania“ soll in den kommenden Jahren bestehende medizinisch-wissenschaftliche Aktivitäten in einem strukturierten und nachhaltigen Rahmen zusammenführen und ausbauen. Das zweite Projekt wird durch die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Äthiopien umgesetzt und konzentriert sich auf die Verbesserung und Ausweitung der Onkologie-Versorgung für Frauen durch die Etablierung des „Else Kröner Cancer Centers“ in Addis Abeba.

Eine Förderung in Höhe von 2,5 Mio. Euro für eine Projektlaufzeit von fünf Jahren auszuschreiben, war für die EKFS ein Novum. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, mit einer so hohen Fördersumme vor allem die Projekte zu unterstützen, die langfristig wirken“, begründet Dr. Judith von Heusinger, Leiterin des EKFS-Förderbereichs medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit, diesen Schritt. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden die 78 eingereichten Antragsskizzen durch eine Fachkommission und Fachgutachter aus Forschung und Entwicklungszusammenarbeit bewertet. „Basierend auf der Beurteilung der Gutachter wurden als Ergebnis fünf Bewerber ausgewählt, die zur Vollantragstellung eingeladen wurden“, erläutert Dr. von Heusinger. Alle Vollantragsteller wurden 2019 im Rahmen einer Vor-Ort-Begehung am Projektstandort besucht. „Darüber hinaus haben wir zwei weitere schriftliche Fachgutachten von Experten aus Forschung und Praxis pro Vollantrag eingeholt. Eine finale Förderentscheidung hat die Fachkommission basierend auf insgesamt sieben schriftlichen Gutachten und dem Bericht einer Vor-Ort-Begehung getroffen“, beschreibt Dr. von Heusinger den langwierigen Auswahlprozess.

Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania
Rund 16 Millionen Menschen leben in der Region um Mwanza am Viktoriasee – vor allem in von der Stadt entfernt gelegenen und oft nicht leicht zugänglichen Dörfern. Das Fehlen von sanitären Einrichtungen, einer Basisinfrastruktur und Gesundheitsdiensten hat vor allem dazu geführt, dass viele dort lebende Menschen von armutsassoziierten vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs – Neglected Tropical Diseases) betroffen sind. So leiden z. B. über 70 Prozent an Schistosomiasis, einer durch Süßwasserkontakt übertragenen Wurminfektion, die unter anderem zu Schäden an Darm, Leber und Milz und im schlimmsten Fall zum Tod führt.

Local community get-together on Ijinga Island on Lake Victoria

Ihre Situation zu verbessern, ist Ziel des neu gegründeten „Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania“. Die Projektleitung hat die Medizinische Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU); Kooperationspartner in Würzburg sind das Universitätsklinikum Würzburg (UKW), das Missionsärztliche Institut und die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) e. V. Partnerorganisationen in Mwanza sind die Catholic University of Health and Allied Sciences und das Bugando Medical Center.

Das neue Center kann auf den langjährigen Erfahrungen einer medizinisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit aufbauen, die sich parallel zur Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza in Tansania seit den 1960er-Jahren entwickelt hat. Es profitiert ebenfalls von den engen Kontakten zwischen den beteiligten Partnereinrichtungen, die in dieser Zeit entstanden sind. Die unterschiedlichen Aktivitäten können nun strategisch gebündelt und die Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Initiativen besser genutzt.

Nicht nur die Bekämpfung der Schistosomiasis wird Bestandteil der Arbeit im Else Kröner Center sein. Denn über die akademischen Beziehungen und die Krankenhausmedizin hinaus sollen Gesundheitsprogramme integriert werden, von denen die Bevölkerung direkt profitiert. So werden beispielsweise auch die Diagnose und Behandlung weiterer NTDs wie des Glaukoms (Grüner Star) in den Fokus rücken. Über 300 Gesundheitsfachkräfte sollen dafür weitergebildet werden, die im Rahmen von Dorfkampagnen Erwachsene über NTDs aufklären.

Darüber hinaus steht beispielsweise die verbesserte Ausbildung junger Akademiker und Kliniker sowie die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften zu unterschiedlichen Schwerpunkten im Vordergrund. Mindestens zehn Studierende der Humanmedizin werden an einem mehrwöchigen Austauschprogramm zwischen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Catholic University Health and Allied Sciences teilnehmen. Darüber hinaus wird ein Forschungsprogramm eingerichtet, das sich auf die Doktorandenausbildung konzentriert, um die medizinische Versorgung in Mwanza weiter zu verbessern. Und last, but not least werden Mitarbeiter der Kliniken in Mwanza und Würzburg an technischen Geräten geschult.

Bessere Früherkennung und Versorgung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs in Äthiopien
Allein in Äthiopien wurden 2018 laut WHO schätzungsweise 68.000 neue Krebserkrankungen diagnostiziert. Im Gegensatz zum weltweiten Durchschnitt sind in Äthiopien rund zwei Drittel der an Krebs Erkrankten Frauen. Dabei sind Brust- und Gebärmutterhalskrebs die häufigsten Krebserkrankungen, die in vielen Fällen aufgrund zu spät erfolgter Diagnose und Therapie tödlich enden. Das einzige vollausgestattete Onkologiezentrum des Landes an der Addis Abeba Universität ist überfüllt, hat sehr lange Wartezeiten und kann den Bedarf des Landes nicht decken. Auch Präventionsmaßnahmen, wie beispielsweise Impfungen gegen Humane Papillom-Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs verursachen, wurden gerade erst bei jungen Mädchen begonnen.

Seit rund zehn Jahren engagiert sich die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter der Leitung von PD Dr. Eva Kantelhardt in Äthiopien, um die onkologische Versorgung von Frauen vor allem in ländlichen Gebieten zu verbessern. Enger Partner ist dabei ein interdisziplinäres Team unter Leitung von Dr. Adamu Addissie der Addis Abeba Universität. Durch eine EKFS-Förderung von 2017 bis 2019 konnten mehr als 3.000 Frauen an einer Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung teilnehmen.

Partners from Addis Abeba and Halle at a joint planning workshop in Ethiopia in 2018

„Basierend auf diesen langjährigen Erfahrungen und Fortschritten soll die Sonderförderung der EKFS in das auf fünf Jahre angelegte Projekt zur Verbesserung und Dezentralisierung onkologischer Versorgung fließen“, erläutert PD Dr. Kantelhardt. „Alle Maßnahmen werden eng mit dem Krebsteam der äthiopischen Regierung abgestimmt. Damit sollen die bestehenden staatlichen Programme und Strategien zur Bekämpfung von Krebs gestärkt werden.“ So haben beispielsweise die äthiopische Regierung und Interessensgruppen begonnen, sechs neue regionale Onkologie-Zentren in Jimma, Gondar, Hawassa, Mekelle, Haramaya und St. Paul komplett auszustatten. Diese Zentren bieten derzeit nur eine geringe Auswahl an Chemotherapie an.

Darüber hinaus wird ein landesweites Screening für Gebärmutterhalskrebs durch die Regierung aufgebaut. Die Partner unterstützen durch Qualitätssicherung und ein nachhaltiges Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramm diese Aktivitäten. Zudem ist die Einrichtung eines „Else Kröner Cancer Center“ für Frauen in Addis Abeba geplant. Hier sollen zukünftig Frauen mit Verdacht auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs von Mitarbeitern der Addis Abeba Universität eine zeitnahe, moderne Diagnostik und Therapieempfehlung bekommen. Die neue Krebsklinik wird außerdem als Aus- und Weiterbildungsstandort für die Mitarbeiter der neuen regionalen Onkologie-Zentren dienen. Geplant ist auch eine enge Zusammenarbeit mit acht ländlichen regionalen Krankenhäusern und ihren Gesundheitszentren, um das Gebärmutterhalskrebs-Screening zu optimieren. Darüber hinaus soll ein System auf Gemeindeebene entwickelt werden, um die Krebspatienten durch bestehende lokale Strukturen langfristig auch psychosozial zu unterstützen.


Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Bis heute hat sie rund 1.930 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 50 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ekfs.de


Pressekontakt
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Bianka Jerke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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