Nachgefragt: Was macht eigentlich Dr. Carolin Lerchenmüller, Erst- und Zweitantragstellerin aus dem Jahr 2019?

Heute stellen wir Ihnen Dr. Carolin Lerchenmüller vor. Seit 2017 leitet sie das Labor für kardiales Remodeling und Regeneration an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg.
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Dr. Carolin Lerchenmüller ist Mutter von drei Kindern und sitzt der Projektgruppe Frauen und Familie in der Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. vor. Nach ihrem Medizinstudium realisierte sie zügig, dass ihre Leidenschaft für die Grundlagenwissenschaft parallel zum klinischen Alltag schwer aufrechtzuerhalten ist. Sie entschied sich zunächst, als Postdoktorandin im Labor von Anthony Rosenzweig am Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School zu forschen. Im Anschluss kehrte die Ärztin in die Abteilung für Kardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg zurück, um ihre eigene Arbeitsgruppe aufzubauen und ihre klinische Ausbildung fortzusetzen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Untersuchung kardioprotektiver, also schützender, durch körperliche Aktivität hervorgerufene zelluläre und molekulare Mechanismen im Herzen. Klinische Studien haben gezeigt, dass sich Ausdauersport sowohl als präventive als auch als therapeutische Intervention bei Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eignet. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, welche Prozesse hier von Relevanz sind und ob diese auch therapeutisch genutzt werden könnten. Im Rahmen der Erst- und Zweitantragförderung der EKFS konnte sie im Mausmodell mittels Multi-Isotope Imaging Mass Spectrometry (MIMS) und erweiterten histologischen Verfahren nachweisen, dass Ausdauersport die Entstehung von neuen Herzmuskelzellen nicht nur in jungen, sondern insbesondere auch in gealterten Mäusen stimuliert.

Als Mutter von drei Kindern gestaltet sich der Alltag von Dr. Carolin Lerchenmüller häufig sehr anstrengend. „Es braucht eine intensive Organisation und Prioritäten müssen immer wieder klar gesetzt werden“, erklärt sie. Über ihre Rolle als Frau in der Wissenschaft sagt sie: „Als junge Assistenzärztin empfand ich es als eine Art Gewohnheit, dass die Kardiologie ein männerdominiertes Feld war, vielleicht empfand ich es sogar fast als Herausforderung, hier bestehen zu können.“ Während ihres Auslandsaufenthalts in den USA beobachtete sie zahlreiche Aktivitäten bezüglich Chancengerechtigkeit und Förderung von Frauen und Minoritäten. „Als ich zurückkehrte, war ich erschrocken, wie wenig in diese Richtung in Deutschland – auch in den Fachgesellschaften – bis dahin unternommen wurde“, sagt sie. Auf dem ersten Kongress, den sie in Deutschland wieder besuchte, waren Frauen beispielsweise als Sitzungsvorsitzende stark unterrepräsentiert. So kam es, dass sie mit Kolleginnen eine Initiative für Frauen in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie gründete. Heute ist die Wissenschaftlerin Vorsitzende der Projektgruppe Frauen und Familie in der Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. Ein umfassender Bericht zum Thema Frauen in der Kardiologie und Maßnahmen zur Förderung von Chancengerechtigkeit wurde verfasst und erste Fortschritte können bereits verzeichnet werden.  

Um diverse, innovative, hochwertige und produktive Forschung zu betreiben, hält sie es grundsätzlich für unabdingbar anzuerkennen, dass der gesamte Pool an Talenten genutzt werden muss. „Ich bin glücklich, auch wissenschaftlich einen Beitrag zur Evidenz zum Thema Gender Publication Gap und Gendered Attention to Research leisten zu können. Teile unserer Arbeit zur Pandemie-bedingten Vergrößerung des Gender Publication Gap werden zum Beispiel in einen Report der Europäischen Kommission aufgenommen“, erklärt sie.