Vom 9. bis 10. September 2024 fand der 6. Translatorik-Workshop der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung auf dem Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität im repräsentativen Casino-Gebäude in Frankfurt statt. Der Workshop richtete sich an Medizinerinnen und Mediziner sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler, die sich mit den Herausforderungen der translationalen Forschung befassen. Im Fokus standen vor allem Aspekte der Finanzierung und Herstellung, um ein Projekt vom Labor schnellstmöglich in die Klinik zu bringen. Etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die zweitägige Veranstaltung.
Nach einem Willkommensgruß von Dr. Tanja Dangmann und Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra, startete Prof. Dr. Martin Zörnig mit der Einführung in Translatorik-Projekte, die von der ForTra gefördert werden.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Andreas Schnitzbauer, CEO, Capreolos GmbH, der ein vom behandelnden Arzt begleitetes medizinisches App-Konzept mit individuellen Trainingsprogrammen für Erkrankte vor Operationen entwickelt hat, um die Komplikationsrate zu reduzieren. Es folgte Dr. Klaus Wagenbauer, CEO, Plectonic Biotech, der eine Plattformtechnologie zur Krebsimmuntherapie präsentierte, die auf DNA-Bausteinen als Struktur-Grundgerüst beruht.
Danach gab Dr. Gabriele Dallmann (Mitgründerin der Beratungsfirma Biopharma Excellence und Mitglied des ForTra-Translationsausschusses) einen umfassenden Überblick über die regulatorischen Voraussetzungen für eine klinische First-in-human-Studie.
Im Anschluss folgte eine Session zur Einführung in die GMP-konforme Arzneimittelherstellung mit drei Fachvorträgen – moderiert von Dr. Ansgar Santel, Geschäftsführer der Firma Pantherna Therapeutics GmbH. Prof. Dr. Halvard Bönig, Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, hielt einen Vortrag über die Herstellung von Zelltherapeutika unter GMP-Bedingungen. Dr. Klaus Kühlcke, ehemaliger Geschäftsführer der BioNTech IMFS, Idar-Oberstein, Oslo, Norwegen, beleuchtete Qualitätsaspekte bei der Herstellung von viralen Vektoren für die Zelltherapie. Und Dr. Michael van der Horst, Head of BioProcess Development, Wacker Biotech, ergänzte die Reihe mit einem Vortrag über die Schwierigkeiten von der Wirkstoffherstellung im akademischen Forschungslabor zu einem kontrollierten (und genehmigten) Produktionsprozess für klinisches Studienmaterial zu gelangen.
Anschließend stellte Dr. Kerstin Stangier, Head of Corporate Development, BioSpring GmbH, die beeindruckende Erfolgsgeschichte von Biospring als eine akademische Ausgründung vor. Einen Einblick in die Risiko-gesteuerte Innovationsstrategie eines großen pharmazeutischen Unternehmens gab Dr. Marc-Alexander Mahl, President Pharma, Nutrition and Sustainability, Fresenius Kabi AG.
Am Ende des ersten Tages begeisterte der erste Keynote Speaker, Prof. Dr. Dirk Jäger vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, das Publikum mit einem fesselnden Vortrag über „Individualisierte Immuntherapie“. Mit anschaulichen und zum Teil noch unveröffentlichten Beispielen gab er einen Einblick in die individuellen Behandlungskonzepte, die sich derzeit in der frühen Phase der klinischen Prüfung befinden und bereits vielversprechende klinische Daten zeigen. Das anschließende Dinner mit Barbecue bot den Teilnehmenden ausreichend Zeit zum Networking.
Diskussions-Panel von Tag 2 (von links nach rechts): Dr. Holger Reithinger (General Partner, Forbion), Prof. Dr. Detlev Riesner (Heinricht Heine Universität Düsseldorf, European Business Angel), Dr. Wolfgang Hofmann (Head of Technology and Innovation, Fresenius Group), Dr. Martin Raditsch (Managing Partner, CARMA Fund), Dr. Hubert Birner (Managing Partner, TVM Capital Life Science), Dr. Marianne Elisabeth Maertins (Partner, Apollo Health Ventures)
Mit einer regen Diskussionsrunde zum Thema „Projekt- und Startup-Finanzierung mit privatem Beteiligungskapital“, die üblicherweise nach der ersten Unterstützung durch öffentliche Fördergelder einsetzt, startete der zweite Tag des Workshops – moderiert von PD Dr. Axel Polack. Die Teilnehmenden bekamen Einblicke in die Investorenperspektive zur Finanzierung von Forschung und Produktentwicklung bis zur Marktreife.
Am Nachmittag widmete sich Dr. Jörk Zwicker, ZSP Patentanwälte PartG mbB, patentrechtlichen Fragen. Einen sehr anschaulichen Praxisbezug bot Prof. Dr. Wolfgang Berdel, Universitätsklinikum Münster, als er über die Ergebnisse und Hürden bei der langjährigen Umsetzung eines onkologischen Therapiekonzepts, das auf der Zerstörung der Blutgefäße im Tumor beruht, berichtete – ein weiteres Förderprojekt der ForTra.
Anschließend stellte Dr. Sven Wagner, Head of Business Development, Sartorius, das Konzept der Life Science Factory in Göttingen vor, deren Geschäftsführer er ist. Dr. Wagner diskutierte sechs für Life-Science-Unternehmen wichtige Erfolgsfaktoren, die aus seiner Sicht für den Transfer vom Labor bis hin zum Markteintritt mitentscheidend sind. Über die Unterstützung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) bei der Entwicklung von Impfstoffen und biologischen und biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln referierte Prof. Dr. Klaus Cichutek, ehemaliger Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Langen. Er ging dabei besonders auf die Erfahrungen ein, die das PEI während der Corona-Pandemie gesammelt hat und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden können.
Zu den Höhepunkten des Programms zählten weitere Keynote Speaker: Prof. Dr. Dr. Simone Kreth, Walter-Brendel-Zentrum, LMU München, erörterte in ihrem Vortrag die Frage, ob und wie chronische Entzündungen durch eine sogenannte ketogene Diät mit hohem Fett- und geringem Kohlenhydratanteil therapiert werden können.
Zum Abschluss eines langen und informationsreichen Tages zog Dr. Jeff Skinner von der London Business School, UK, noch einmal alle Register und referierte über den sinnvollen Einsatz von Startkapital bei Unternehmensgründungen im lebenswissenschaftlichen Bereich.
Auch der 6. ForTra Translatorik-Workshop bot nicht nur bereichernde Fachvorträge, die das Publikum inspirierten, sondern auch wertvolle und zahlreich genutzte Gelegenheiten zum Austausch unter den Teilnehmern und Referenten.
Wir freuen uns sehr darauf, Sie beim 7. ForTra Translatorik-Workshop wiederzusehen!